Zu Besuch bei Cesar & Magdalena am Rio Napo

Cesar Bonito Dahua und Magdalena Vargas sind Kakaobauern in der Provinz Napo, die im Amazonasflachland im Nord-Osten Ecuadors liegt. Die Kiwcha-Familie mit 5 Kindern lebt auf ihrer Chacra auf der Flussinsel Appai im Rio Napo und ist nur per Boot erreichbar.

Cesar holt uns mit seinem schlanken Boot an der Anlegestelle Puerto Ahuano ab und bringt uns in einer 10-minutigen Fahrt flussaufwärts zu seiner Chacra auf der Insel Appai. Kakaobäume säumen links und rechts den Pfad zu seinem Haus und dem gedeckten Unterstand, welcher die Familie für den Empfang von Besuchern eingerichtet hat. Magdalena steht bereits an der offenen Kochstelle, wo unser Mittagessen auf dem Feuer brunzelt. Frischer Fisch aus dem Fluss, eingewickelt in Tutayuyu-Blättern, dazu gibt es gekochte Yuca-Wurzeln und natürlich Reis. Die Familie von Cesar und Magdalena sind Selbstversorger und finden in ihrem Regenwaldgarten fast alles, was sie zum Leben brauchen.

Gestärkt vom feinen Essen starten wir den Rundgang in ihrer Chacra mit rund 600 Kakaobäumen auf einer Fläche von 3ha. Magdalena zeigt uns die verschiedenen Pflanzen, die in ihrer Charca neben Kakao wachen. So wird z.B. Achiote als Gewürz, aber auch als Farbstoff für die traditionelle Bemalung bei Ritualen verwendet oder Achira, eine vielseitige Pflanze, dessen Wurzeln als Lebensmittel verwendet werden. Die Blätter der Achira-Pflanze finden dank der antiseptischen Wirkung als Heilmittel bei Wunden oder Verbrennungen Verwendung und aus den leuchtend, rot-schwarzen Kernen stellen die Kiwcha-Frauen traditionellen Schmuck her.

Cesars ganze Aufmerksamkeit gilt den Kakaobäumen. In seiner Chacra gedeiht fast ausschliesslich Cacao Nacional. Die alte Natursorte der Familie der Forestiero, mit dem intensiven, fruchtigen Aroma, findet man nur noch in den traditionellen Regenwaldgärten der Kiwcha-Familien am Rio Napo. Anderswo in Ecuador werden auf Kakaoplantage heute ertragsreichere und resistentere Hybridsorten wie CNN51, etc. angebaut. Leider häufig zu Lasten der Natur und des Regenwaldes und auf jeden Fall des Geschmackes.

Ausgerüstet mit Majete und dem «escoba de bruja» dem Hexenbesen, einer langen Stange mit scharfer Klinge am Ende, stampfen wir mit Cesar durch das Dickicht, durch welches die reifen, von gelb bis roten Kakaofrüchte leuchten, die direkt am Baumstamm oder den starken Ästen wachsen. Cesar erklärt uns, dass der Baum beim Ernten mit der Majete oder dem Hexenbesen auf keinen Fall verletzt werden darf, und holt mit einem gezielten Schlag die reifen Früchte flink vom Baum. Was einfach aussieht, ist für uns Anfänger ziemlich schwierig und es geht schon mal der eine oder andere Hieb daneben.

Die Früchte landen im Sammelkorb, welcher Magdalena mit einem Band über der Stirn trägt. Das ist harte Arbeit! An einem Sammelplatz kommen die geernteten Früchte auf einen Haufen und werden am Folgetag aufgeschlagen. Dabei wird die Baba, die Kerne mit Fruchtfleisch, aus der Schale genommen und in Säcken gesammelt. Nun muss der Kakao raschmöglichst zur Fermentation nach Tena gelangen. Das ist wichtig, damit er nicht zu keimen beginnt, was sich negativ auf die Qualität auswirkt.

Die Mitarbeiter der Kooperative Kallari holen während der Erntezeit jeden Freitag den Kakao bei Cesar und Magdalena ab und transportieren ihn zum Fermentationscenter der Kooperative Kallari in Tena. Gewogen und direkt bezahlt erhalten Cesar und Magdalena umgehend ihren Verdienst für die geleistete Arbeit.